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Donnerbräu: 1914/5 – 1936

- Aufstieg und erste Übernahme

 


Bild steht nicht unter der AWDL. Copyright ausschließlich bei Alexander Brachmann.

 

Donnerbräu AG Saarlouis im 1. Weltkrieg

Die OHL (Oberste Heeresleitung) des Kaiserreiches ging mit Kriegsbeginn von zahlreichen falschen Annahmen aus. Die prägnanteste und folgenschwerste war aber sicherlich die Annahme, dass es wie 1870 ein kurzer Krieg würde. Aus diesem Grund wurde kein besonderes Augenmerk auf die Kriegswirtschaft gelegt und die Tatsache, dass man schon damals vom Import der unterschiedlichsten Güter abhängig war mehr oder weniger vollständig ignoriert.

Als es sich dann abzuzeichnen begann, dass der Krieg sich immer länger hinziehen würde, griff das OHL bzw. die entsprechenden Ministerien - 1914 gegründete Kriegsrohstoffabteilung - immer stärker in die Wirtschaft ein um kriegswichtige Bereiche sicher zu stellen.

Fehlende Rohstoffe, vor allem durch die britische Seeblockade bedingt, führten zu Ersatzstoffen und Streckung der notwendigen Rohstoffe, für die es keine Ersatzstoffe gab. Zwangsbewirtschaftungs-maßnahmen nach 1914 taten ihr übriges. Der Kohlrübenwinter, ausgelöst durch einen unerwarteten Einbrauch beim Kohleabbau und damit einhergehenden Problemen bei der Bahn, verschärfte die Situation zusätzlich. Für die noch recht junge Brauerei kann dies keine angenehme Zeit gewesen sein, denn einerseits befanden sich viele der gewohnten Abnehmer an der Front und die Rohstoffe wurden knapp. Der Absatzmarkt lag aber auch wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und der Kaufkraft der Arbeiter mehr oder weniger am Boden. Besonders schmerzhaft waren die Notwendigkeit ausländisches Malz und andere Braukontingente hinzuzukaufen. Es war eigentlich eine makabere Situation: für Malz wurden Preise verlangt, die kaum zu bezahlen waren, während Hopfen in guter Qualität oft billig zu kaufen war. Ein echtes Dilemma für eine Brauerei. Zudem kamen auch noch Logistikprobleme. Denn Saarlouis war als Frontstadt zwar nicht direkt in die Kampfhandlungen und den Stellungskrieg einbezogen, aber sie war Durchgangs- und Garnisonsstadt. Dadurch war das, zur damaligen Zeit, wichtigste Transportmittel für weitere Strecken, die Bahn primär für die militärische Logistik verplant. Also Ausrüstungs-, Munitions-, und Truppentransporte zur Front und Sanitätstransporte von der Front.


Fass der Aktien-Brauerei Saarlouis – Bildquelle: Sammlung RODENA/MZ

In wie weit oder überhaupt sich Donnerbräu, wie viele andere deutsche Brauereien bemühte, die Situation durch Lieferungen an die Heeresverwaltung und die Herstellung von alkoholfreien Getränken abzumildern, wurde nicht weiterfolgt. Wobei zumindest Lieferungen an die Heeresverwaltungen mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit anzunehmen sind. Gesichert hingegen ist die Herstellung von Dünnbier. Sollte Ihnen der Ausdruck nichts sagen, lesen Sie bitte den entsprechenden Artikel. Nur soviel – es hat nichts mit verwässertem Bier zu tun. Es handelt sich um eine Billigproduktion, die notwendig wurde, da das Gros der Bevölkerung einfach kein Geld für qualitativ hochwertiges Bier hatte.

nach 1918

Nach nicht unerheblichen Verlusten in der Inflationszeit steigert sich der Ausstoß der Brauerei (auf ca. 40.000 Hektoliter) wieder und Modernisierungen des Betriebes wurden durchgeführt. In den direkten Nachkriegsjahren war wohl die Einführung der französischen Währung das Stabilisierungskriterium. Denn in der Zeit, wo deutsche und französische Währung galten, lief die Wirtschaft nicht wirklich an. Zu viele Fragen waren offen, zu viele Zukunftsängste waren in der Bevölkerung.

 

Einschub: Hopfen und die Bezugsquellen

Ursprüngliche Bezugsquellen Pfalz und Bayern - bei der Schiffsfahrt nach Traben-Trabach hatten wir ja im Jahr 2008 noch selbst Hopfen ernten können. Nach dem Anschluss an Frankreich zwangsweise Verlagerung des Bezugsgebietes in das nahegelegene Elsaß-Lothringen. Und als Vorgriff auf die kommenden Dekaden: nach Wiederanschluss ans Reich mal wieder Pfalz und kein Bayern mehr. Dann mal wieder Lothringen und ... irgendwie lustig, wie das Saargebiet ständig wechselte - nur halt nicht für die Firmen. Lassen sich Rohstofflieferanten noch recht schnell und einfach finden, sind die Absatzmärkte ein ganz anderes Kalieber.

 

Donnerbräu: 1919–1935

- die Brauerei zur Zeit der Weimarer Republik plus zwei Jahre

Führen wir uns zuerst die Situation nach 1918 vor Auge: „Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde das neugeschaffene und jetzt erstmals so genannte Saargebiet, bestehend aus dem südlichen Teil der Rheinprovinz sowie der Saarpfalz, dem Westen der bayerischen Pfalz, gemäß dem Versailler Vertrag (dort als ‚Saarbeckengebiet’ bezeichnet) vom Deutschen Reich getrennt. 1920 wurde es mit einem Mandat des Völkerbundes für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Die Grenzziehung orientierte sich dabei an den Wohnorten der Bergleute, die in den Kohlegruben der Region arbeiteten. Im Gegensatz zum heutigen Saarland gehörten der südliche Hunsrück sowie der nördliche Saargau zwischen Saar und Mosel nicht zum Saargebiet. Wirtschaftlich war das Saargebiet von Frankreich abhängig; auch die Währung war französisch. Dies übrigens ein Segen, denn die doppelte Währung Mark-Franken sorgte in der Übergangszeit mehr für Irritationen und Unsicherheit, als das die Doppellösung Positives brachte. Die Verhandlungen des Völkerbundes über zahlreiche Detailfragen schildert, anhand von Quellen, Walter Truckenbrodt aus der Sicht des Jahres 1941 und sei an dieser Stelle als Lektüre empfohlen. Erst 1935 sollte laut Vertrag eine Volksabstimmung über den künftigen Status stattfinden.“ [01]

Für das Saargebiet, genauer die dort befindlichen Brauereien, brachen mehr oder weniger viele etablierte Marksegmente weg, aber andererseits fehlten den deutschen Brauereien die früheren Möglichkeiten und Märkte gleichermaßen. Ein Absatz auf der anderen Rheinseite war, um es vorsichtig zu formulieren, problematisch. Die in der Weimarer Republik ansässige „Wormser Werger-Brauerei AG“ löste dieses Problem recht elegant, in dem sie 1922 die Donnerbräu AG Saarlouis übernahm und damit auf der linken Rheinseite einen Fabrikationsstandort hatte, der zudem neue Absatzmärkte neben dem Saargebiet eröffnete - Frankreich und seine Kolonien. Seit der Weimarer Zeit wurde das Bier der Donnerbräu also auch international getrunken und zwar, wie wir eingangs schon feststellen konnten, in den vielen Kolonien Frankreichs. Hier nur von Afrika zu sprechen würde die Kolonialmacht Frankreichs doch arg herunterspielen. Dabei sei natürlich erwähnt, dass die Donnerbräu auf Grund des wesentlich geringeren Ausstoßes niemals in der Lage war, die Verbreitung der Walsheimer Brauerei zu erreichen.

Rein von der Optik her änderte sich übrigens auch etwas. Die Farbe „Blau“ hielt (wieder) verstärkt Einzug in die Werbeartikel der Donnerbräu. Dies hat übrigens gar nichts mit Deutschem Reich oder Frankreich zu tun, sondern nach P. Wagner mit dem Saarstatus. Denn die Flagge des Saargebietes von 1919 bis 1933 war dreigeteilt in Blau-Silber-Schwarz. „Damit konnte das Blau der stilisierten rechten Person, wenn auch in einer anderen Farbtiefe, aus dem Logo der Actien-Brauerei fortgeführt werden.“ Ich persönlich tendiere aber eher zur Annahme, dass man im französisch besetzten Saargebiet den gerade in Frankreich beliebten Gerstensaft aus Walsheim von den Farben her aufgriff, da man den Wert einer Annäherung für den eigenen Export richtig einschätzte. Denn der Handelsmarkt war nun mal Frankreich und dessen Kolonien.

 

Übrigens erkannte 1946 auch Dr. Paul Weber den Wert der Marke „Walsheim“ als Exportmarke und fügte diese dem Portfolio der Karlsberg hinzu.[02] Insgesamt kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die „Goldenen Zwanziger“ für die Donnerbräu gut verlaufen sind, was man auch an den Arbeiterzahlen Donnerbräu 1924-29 erkennen kann.

 

 

Donnerbräu: Arbeiterzahlen 1924-1929

Daten nach Bürgermeister Dr. Latz; vgl. „Saarlouis 1680-1930“

Erfassungsdatum 1.4.1924

Arbeiter 32

Angestellte und Beamte 5

 

Erfassungsdatum 1.3.1925

Arbeiter: 36

Angestellte und Beamte 8

 

Erfassungsdatum 15.3.1926

Arbeiter 40

Angestellte und Beamte 8

 

Erfassungsdatum 25.3.1927

Arbeiter 40

Angestellte und Beamte 8

 

Erfassungsdatum März 1928

Arbeiter 40

Angestellte und Beamte 8

 

Erfassungsdatum März 1929

Arbeiter 40

Angestellte und Beamte 8

 

 

Donnerbräu: Übernahme der Brauerei

Betrachten wir nochmals die Entwicklung der Donnerbräu ab dem Jahre 1922 etwas näher. In diesem Jahr erfolgte die Übernahme der Saarlouiser Brauerei durch die „Wormser Werger-Brauerei AG“, die 1929 zur „Eichbaum-Werger-Brauereien AG“ wurde, was in der Saarlauterner Zeit noch wichtig werden wird. Nach der im WWW publizierten Firmenchronik ging es der Werger-Brauerei um einen Absatz- und Produktionsort auf der linken Rheinseite.

Der historische Hintergrund kurz mit einem Zitat aus der Brauereichronik angerissen: „Die alliierte Besetzung der linksrheinischen Gebiete nach Ende des Krieges 1918 schnitt der Brauerei jedoch einen wichtigen Absatzmarkt ab. Nur durch eine 1929 geschlossene Kooperation mit der Wormser Werger-Brauerei konnten Kunden auf der linken Rheinseite bedient werden. Diese Zusammenarbeit führte 1929 zu einer Fusion zur Eichbaum-Werger-Brauereien AG mit Sitz in Worms."[03] - sprich Werger brauchte Donnerbräu, oder irgendeine andere potente Brauerei im Saargebiet, und später brauchte wiederum Eichbaum Werger.

Eine der größten Neubauten in den zwanziger Jahren wurde durch die Entscheidung die Wallerfanger Donnerborn-Quelle für den Brauprozess zu verwenden – oder besser ihr Wasser – notwendig: ein Pumphaus.

Zudem hatte man nun auch endlich etwas mit den alten Germanen zu tun. Wieso? Nun, der Ase Thor trug diesen Namen eigentlich nur im Norden. Bei den kontinentalen germanischen Völkern bezeichnete man ihn meist als Donar. Als indogermanischer Gattungsgott steht er für den „Donnerer“. Als Namensgeber findet man ihn u.a. noch im Donnerstag. Das Nominalkompositum „Donnerborn“ ist damit eigentlich schon ein echter Hingucker. Denn Donner steht für ein gewaltiges Geräusch, das heranrollt und Born für Quelle. So hab ich diese Quelle eigentlich nie gesehen.

 

Donnerborn


Bierdeckel im Aussteller I des Institutsmuseum der academia wadegotia
„Aus dem hervorragenden Quellwasser des Donnerborn bei Wallerfangen erzeugen wir ...“

 

Nach 1920, genauer 1922, kam also die Erweiterung in Form eines Pumphauses hinzu, dass der Anlieferung von Wasser aus Wallerfangen diente. Wieso denn Wasser aus Wallerfangen, werden Sie sich jetzt vielleicht zu recht fragen. Die Antwort hat einerseits mit der Wasserqualität zu tun, der Deckel spricht also schon die Wahrheit, aber auch mit dem Preis. Wasser aus Wallerfangen soll selbst mit Bau und Unterhalt des Pumphauses günstiger gewesen sein.

Sieht man sich eine recht neue Dokumentation der Quellen von Saarlouis an, z.B. bzgl. der Baumaßnahmen und Quellgutachten der Firma Hector, wirkt die ganze Sache übrigens nicht mehr ganz so seltsam, da mit Vergleich des ehemaligen Standortes der Brauerei, die Entfernung gar nicht mal so eklatant unterschiedlich sind. Gerade so direkt vor Ort, gab es keine Quelle, womit die Brauerei an einem Pumphaus doch nicht vorbeigekommen wäre. Und im Gegensatz zur Lisdorfer Quelle hat die Donnerborn den natürlichen Vorteil des Gefälles.

In diesem Zusammenhang erlaube ich mir folgende Anmerkung, die ich mit einem Zitat einleiten möchte. „Zwischen 1905 und 1908 entwickelte der Chemiker Fritz Haber die katalytische Ammoniak-Synthese. Dem Industriellen Carl Bosch gelang es daraufhin, ein Verfahren zu finden, das die massenhafte Herstellung von Ammoniak ermöglichte. Das Haber-Bosch-Verfahren bildete die Grundlagen der Produktion von synthetischem Stickstoff-Dünger…“[04].

Den Verantwortlichen der Donner-Bräu müsste schon damals bewusst gewesen sein, dass die Quellen Richtung Lisdorf durch die dortige Ackerwirtschaft und das einsetzende Düngen nicht auf Dauer optimal sein würde. Vielleicht liegt also auch hier ein Grund der Entscheidungsfindung für Wallerfangen. Es ist aber reine Spekulation meinerseits und durch nichts bewiesen.

Und zum Schluss dieses Abschnittes noch ein kleiner Hinweis: „Donnerborn“, „Donner-Born“ steht für die Bezeichnung des Flurs, wie man der Seite 84 des Buches „Band 4 von Corpus signorum imperii Romani - Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier“, P. von Zabern (1973) entnehmen kann. Und die Bezeichnung steht auch für die dortige Quelle.

 

[01] Seite „Geschichte des Saarlandes“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. November 2009, 17:58 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title= Geschichte_des_Saarlandes&oldid=66498167 (Abgerufen: 25. November 2009, 00:48 UTC)

[02]„Walsheim und seine Geschichte“, Homburg 1988, S.224ff., in Überarbeitung von Martin Wolter 2005. Quelle nachträglich geändert. Denn der Text aus der Wikipedia stammt von ihm; vergleiche „Walsheim Brauerei“

[03] AUS: Seite „Eichbaum-Brauereien“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. September 2009, 09:21 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eichbaum-Brauereien&oldid=64390344 (Abgerufen: 4. Oktober 2009, 19:55 UTC)

[04] Seite „Dünger“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. September 2009, 09:52 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=D%C3%BCnger&oldid=64962110 (Abgerufen: 12. Oktober 2009, 15:06 UTC)

 

 

 

   
     
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    Text "Hinweis": Andreas Neumann [incl. 01.10.2009]
     
     
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