Donnerbräu: 1900 - 1914
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Manche Faktoren, die den Bierausstoß und die Bierproduktion bedingen, waren und sind schlicht und ergreifend variable aber immerhin vorhersehbar. Und zwar in dem Sinne, dass man sich bewusst ist, dass es sie gibt, nicht aber unbedingt, wie sie auftreten Ein typisches Beispiel hierfür sind z.B. die Preise von Gerste, Hopfen und Malz, die direkt von den jeweiligen Ernteerträgen abhingen und teilweise auch heute noch abhängen.
Andere Faktoren waren hingegen so nicht einzuplanen gewesen und stellten teils unangenehme Überraschungen dar.
Als Beispiele für solche Faktoren zwischen den Jahren 1900 und 1914, stellte zum einen der am 01. März 1906 eingeführte Zolltarif, der sowohl die Rohstoffbeschaffung wie auch den Bierabsatz betraf und massiv erschwerte, dar. Hinzu kamen dann noch diverse Steuern, wir würden es heute wohl eher als Abgaben klassifizieren, die aber meist temporär beschränkt waren. Es handelte sich also um staatliche fiskale Eingriffe in den Markt, wie wir sie auch heute noch kennen, schätzen und lieben. Wirtschaftliche Faktoren konnten einerseits neue Brauereien auf dem Markt sein, aber auch allgemeine Konjunktur-Schwankungen, für die das Saargebiet, als klassisches und primäres Kohle-/Stahlrevier, sehr anfällig war. Schlechtere Auslastung, geringere Produktion, weniger Löhne, mehr Arbeitslose, weniger Geld im Umlauf, weniger Bierkonsum. Bis hierhin kommen einem die Probleme von damals wohl erschreckend bekannt vor. Und auch das letzte Problem, dass ich hier noch anführen möchte, trifft man in unserer heutigen Fitness- und Gesundheitskultur wieder. Und zwar handelte es sich um die Abstinenzbewegung[01]. Denn je mehr Menschen abstinent lebten, desto schlechter waren die Zeiten für die Brauereien.
Apropos „Abstinenzbewegung“ – Alfred, Rosi! Das war ein Biervortrag! ;-)
Und genauso, wie ich die abstinente Haltung mit dem Bildkommentar ein wenig auf die Schippe genommen habe, reagierten auch die Brauereien, wie man folgender Anzeige entnehmen kann.
Text: „Der g’hört an .. zeigt!“
Und genauso, wie ich die abstinente Haltung mit dem Bildkommentar ein wenig auf die Schippe genommen habe, reagierten auch die Brauereien, wie man folgender Anzeige entnehmen kann. Wie Klaus Hoffmann-Güth es so schön ausführt; es bedurfte schon dem Zusammenkommen mehrerer, der oben genannten, Faktoren um den Brauereien ernsthaft Schwierigkeiten zu bereiten.
Doch der deutlichste, nicht vorhersehbare Faktor, der direkten Einfluss auf die Brauereien ausübte und keine Faktorenbündelung benötigte, ist noch gar nicht erwähnt worden: der 1. Weltkrieg.
Als ein Saarlouiser so richtig schön Ideen klaut... entlehnte und zwar von der Walsheimer Brauerei. Die Aktien-Brauerei Saarlouis (links) war noch taufrisch, während die Walsheimer Brauerei (rechts) europaweite Anerkennung genoß. Wenn man schon spät dran ist, dann kann man auch ein Motiv aufgreifen und abändern. Und hier war es zu einem das Runterkippen des Bieres und zum anderen war natürlich...
...auch die Saarlouiser Farbkomposition sehr innovativ. Oben "ABS" unten "Walsheim". So etwas kann einem aber natürlich nur auffallen, wenn man über den Rand von Donnerbräu hinwegschaut. Wobei, hmmm, was Becker als Themenstrang aufzugreifen anbelangt, werden wir ja schon kopiert. Wir "trösten" uns dann mal wieder damit die Ersten gewesen zu sein :) Wobei - Becker-Bier ein gutes Thema ist. Dem St. Ingberter Stadtarchiv wurden nach Schließung die Becker - Unterlagen gestiftet und so finden sich dort rund 500 m Material. Diese lassen recht wenig Spielraum für die mancherorts geflüsterten Geheimakten. Sprich: man kann sie dort einsehen. Es sind auch sehr detailierte Bilderserien dabei, die eigentlich keine Wünsche offen lassen. Davon konnten wir uns letzte Woche selbst überzeugen, als wir uns Bilder von Karl Becker besorgten.
Die Brauerei
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Die Brauerei bestand aus mehreren Gebäude, deren Anzahl und Funktionen im Laufe der Jahre teils wechselten. Brauhaus, Eishalle (Eiszubereitung und Eisvorrat) müsste aber eigentlich recht schnell ein Kühlhaus mit Kältemaschine gewesen sein, Fassschwenkhalle, Stallungen - da man anfangs mit Pferd und Wagen auslieferte, Schmiede, Schreinerei, Maschinenhallen, diverse Lagerräume. Und später auch noch technischen Räumlichkeiten für die Brauereifahrzeuge. Das wohl markanteste Symbol war, wie eigentlich bei allen Brauereien, der weithin sichtbare hohe Schornstein.
Grob, aber hoffentlich treffend beschrieben: Der Gebäudekomplex war u-förmig angeordnet, dominiert von dem 36 Meter hohen Schornstein.
Das oben angesprochene "U" im Bild durch Linien markiert
Ganz allgemein: Nebenbetriebe „wie Mälzerei, Eis-, Kohlesäurse-, Hefe- und Spritproduktion“, vgl. Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Band 3, Teil 2, Ausgabe 4 von Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend, Historischer Verein für die Saargegend Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Kurt Hoppstädter.
Auf dem oberen Bild der nächsten Seite ist die Villa noch nicht grün, es entstand weit vor 1922. Auf dem unteren Bild ist sie grün gestrichen, um 2000. Wie kam es wohl zu diesem neuen Anstrich?
Nun ja, schlicht im Zuge der Übernahme der Donnerbräu durch die Eichbaum-Werger AG. Gut nicht ganz korrekt. Also vorgreifend Schritt für Schritt, die Hintergrunddetails entnehmen Sie bitte den entsprechenden Artikeln im Zeitfenster 1920-1929. 1922 Übernahme durch die Wormser Werger Brauerei. Diese fusionierte 1929 mit Eichbaum zur besagten Eichbaum-Werger Brauerei AG. Und deren Logo war nun mal - genau - grün.
[01] „Die Abstinenzbewegung (auch Temperenz- oder Temperanzbewegung) ist eine soziale Bewegung, die vor allem Ende des 19. bis Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt hatte. Politisch und praktisch aktiv wird die Abstinenzbewegung mithilfe so genannter Abstinenzvereine (Temperanzgesellschaften), die für ein drogenabstinentes Leben eintreten“; vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Abstinenzbewegung
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