Internationaler Transport und Ferntransport
Doch für den nationalen Transport, und demnach noch viel stärker für den internationalen Handel waren über lange Jahrzehnte die Bahnhöfe die erste Wahl. Nun besaß die Festungsstadt Saarlouis bis zur Entfestung zwar einen Bahnhof in Fraulautern, aber keine Brücke und direkte Zugangsmöglichkeit[01], es war also recht suboptimal.
Saarlouiser Bahnhof, Bildquelle PK
Eine wirkliche Verbesserung entstand durch die Eingemeindung des Dorfes Rodens und die Integration des Rodener Bahnhofs 1907. Rollten von hier aus die Bier- und Industrietransporte anfangs mehr nach Osten, wechselte dies mit Ende des 1. Weltkrieges und der „Sonderrolle“ des Saargebietes nach Westen, also Frankreich. Nach 1936 dann wieder mehr nach Osten und zwischen 1949 und 1956 als weiteres Intermezzo wieder nach Westen.
Mit dem Anschluss an die BRD, eigentlich aber auch schon früher, lösten die LKWs die Bahn in den meisten Transportbereichen aber ab. Unter diesem Problem „krankt“ der Bahnhof auch heute noch, neben anderen.
Auch Richtung Front hatte man Durst; Quelle PK
Kommen wir aber mal nach soviel Transportwesen wieder zurück in die nähere Umgebung der Brauerei. Denn da gab es doch noch etwas, was Rodener und Donnerbräu miteinander teilten.
Wobei „teilen“, wie Sie gleich lesen werden, nicht unbedingt der richtige Begriff ist…
Rodener, Lisdorfer und das Läutern der Donnerbräu
Bild: Wasserfarben-zeichnung von Carsten mit Motivvorlage das Fensterglas aus dem Saarlouiser Museum (nur Teilausschnitt), das im „Saal Wallerfangen“ ausgestellt ist, Stand September 2009. Text am Exponat befestigt „Markenzeichen der Donner-Brauerei, Saarlouis, gegründet 1899, stillgelegt 1978. Erste Industrieansiedlung auf Saarlouiser Bann nach der Entfestung (1889).“
Eigentlich wollte ich hier eine richtig reißerische Artikelüberschrift daraus machen, vielleicht „Donnerbräu läuterte die Rodener und Lisdorfer“, aber das hätte inhaltlich leider, leider nicht gestimmt. Es geht nämlich nicht um eine segensreich reinigende Wirkung des Bieres, die so mancher begeisterter Trinker in dem köstlichen Gebräu zu verspüren glaubt, sondern vielmehr um den Prozess des Läuterns in der Brauerei und was danach „mit der Maische“, oder korrekter dem Draff/Treber, geschah.
ie verbleibenden Schalen, in Brennereien als Draff, bei Brauereien als Treber bezeichnet, ich nenne es im Folgenden DT, sind sehr eiweißreich und enthalten zudem Mineralstoffe und Spurenelemente und sind damit eigentlich ideal zur Verwendung als Kraft- und Mastfutter für die Tiere der umliegenden Bauern, z.B. in Roden und Lisdorf, gewesen.
Da der DT noch mit Wasser vollgesogen war, musste man ihm, für einen leichteren Transport zuerst das Wasser entziehen. Dies geschah in der Regel in der Eindampfungsanlage. Oder man musste halt schwer schleppen - Wasseranteil über 80%.
Befragt man nun Zeitzeugen der Donnerbräu, erfährt man u.a. von Theo Speicher, dass es für Rodener ganz üblich war, diese Säcke der Brauerei abzukaufen und nach Hause zu bringen. Sprich: statt das die Donnerbräu für die Entsorgung des DT bezahlen musste, bekam sie auch noch Geld dafür. Gutes Nebengeschäft!
Der Vollständigkeit sei aber erwähnt, dass eigentlich alle Brauereien dieses Nebengeschäft betrieben, es also nicht ein Alleinstellungsmerkmal der Donnerbräu war.
Donnerbräu – Schild (links oben) An der Restauration Fischer Jann
in Roden; Sammlung Rodena/MZ
[01]„Von der ländlichen Festungsstadt zur bürgerlichen Kleinstadt: Stadtumbau zwischen Deutschland und Frankreich : Landau, Haguenau, Selestat und Belfort zwischen 1871 und 1930“. Band 49 von Geschichtliche Landeskunde, Peter Heil. Verlag F. Steiner, 1999. vgl. Seite 14: „Gleichzeitig war der sogenannte Bahnhof von Saarlouis jenseits der nicht überbrückten Saar im Nachbarort Fraulautern gelegen und nur schwer, auf jeden Fall ...“
|