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Einleitung und erste Betrachtungen | 1898 bis 1914 | 1914 bis 1935 | 1936 bis 1945 | 1950 - 2009 | 2009

 

Die Geschichte der Donnerbräu AG / Donnerbräu GmbH

 

"Als älteste, noch existierende Brauerei der Welt gilt die seit 1040 tätige Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan in Freising. Die älteste Klosterbrauerei der Welt befindet sich im Kloster Weltenburg bei Kelheim; sie ist seit 1050 in Betrieb.

Den größten Technologieschub erfuhr die Brauereitechnologie 1876 mit der Einführung der Erzeugung künstlicher Kälte durch Linde’sche Ammoniakkompressoren, die Groß- und Exportbrauereien ermöglichte. Die größte Brauerei auf dem Kontinent lag Ende des 19. Jahrhunderts in Schwechat bei Wien, einige andere große Brauereien befanden sich in Mainz, Wien und München. "01

Doch auch in unserer Region gab es bis 1908 mehr als ein Dutzend Brauereien, vergleicht man damit den heutigen Markt, sieht es eher trübe aus ;-) Eine der Brauereien war die db, die Donnerbräu.

Genau 80 Jahre lang, genauer von 1898 bis 1978, braute die Donner-Brauerei in Saarlouis 1/Saarlautern 1/Saarlouis ihr weithin bekanntes Donner-Bier. Genaugenommen gibt es bei dieser Aussage schonmal gleich zwei Probleme. Einmal erfolgte die Gründung in Form einer Aktiengesellschaft (wussten Sie eigentlich, dass die erste Aktiengesellschaft in Deutschland die Dillinger Hütte war - und zwar mit Genehmigung Napoléon Bonapartes 1809?) zwar 1898, aber bis alle Produktionsstätten fertiggestellt waren und die Produktion starten konnte, gingen noch ein, zwei Jahre ins Land. Zum anderen ist der Begriff "weithin" relativ zu sehen und Werbegrößen wie Heineken/Karlsberg & Co. würden diese Aussage so höchstwahrscheinlich nicht unterschreiben. Aber sagen wir es mal so: das Donnerbräu - Bier kam rum :-) Doch nicht nur das.

Das Bier durchlebte eine wahrlich wilde und turbulente Zeit: vom ausklingenden Kaiserreich mit seinen Kolonien, Donner-Bier wurde "übrigens auch in Afrika"02a getrunken,"wie auch so manch anderes deutsches Bier der damaligen Zeit"02, über die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus, das "selbstständige" Saarland bis zum Saarland als Bundesland.

Aber nicht nur die politische Landschaft erwies sich als recht wechslungsreich, auch die Brauerei selbst hatten so manches zu verkraften.

So verzeichnete die Brauerei mit Oskar Tobias02c, "Wilhelm Siegfried"02a , "Dr. Otto Schmidt und später seine Frau Else Schmidt geb. Klett"02b, insgesamt vier DirektorInnen, mit "Peter und Niko Becker zwei Geschäftsführer"02 sowie zwei Übernahmen, auf die ich ebenfalls noch eingehen werde, wie auf die Umfirmierung und die insgesamt fünf Umbenennungen.

Der beste Indikator für die wirtschaftliche Potenz einer Brauerei stellen, in Ermangelung der Absatzzahlen, sicherlich die Ausstoßzahlen dar - 1911: 18.000 Hektoliter, 1914: 27.000 Hektoliter, um 1920: 40.000 Hektoliter, um 1956: 75.000 Hektoliter02a. Wobei Claus Hoffmann-Güth explizit darauf hinweist, dass "für die direkte Nachkriegszeit keine Zahlen zu erhalten" waren.09a

 

Die im SZ-Artikel "Beliebter Gerstensaft aus Saarlouis" angegebenen "175 000 Ende der 1950er Jahre" (gem. Hektoliter) wurden nach einem persönlichen Gespräch im obigen Text korrigiert. Bei den anderen Angaben stimmen der SZ-Artikel und Claus Hoffmann-Güth in seinem Buch überein.

 

Dann lassen Sie uns Mal den Indikator im direkten Vergleich nutzen...

Um 1900 belief sich der Ausstoß der Walsheim-Brauerei nachweislich auf 50.000 Hektoliter, der der Donnerbräu auf unter 18.000 Hektoliter. Donnerbier war ein regionales Bier, die Biere der Walsheim-Brauerei wurden seit 1870 sogar in Paris getrunken. Die 75.000 Hektoliter um 1956 muss man gleichfalls ins rechte Licht rücken. Da die Walsheim-Brauerei durch die NAZIs systematisch ruiniert worden war, nehme ich hier die Karlsberg als Vergleich.

Gemäß den Angaben im Artikel "Karlsberg Brauerei" in der deutsprachigen Wikipedia belief sich der Ausstoß von Karlsberg im Jahre 1956 auf 500.00004 Hektoliter/Jahr. Im direkten Vergleich also eine doch recht beachtliche Differenz von +425.000 Hektolitern zur db.

Und selbst wenn man als Quelle Tina Grant nimmt, die die Jahresproduktion 1958 auf 420.000 Hektolitern beziffert, kommt man immer noch auf eine Differenz von +345.000 Hektolitern.

 

... und die internationale Verbreitung ins rechte Licht setzen.

Diese Dame gibt übrigens einen schöne Erklärungsansatz, oder zumindest einen anderen Erklärungsansatz, für die Afrikaexporte der diversen Brauereien des Saargebietes und damit u.a. auch von Donnerbräu: "Der Export von Flaschenbier nach Frankreich und seinen Kolonien in Afrika und Indochina..."05. Sie bezieht sich hier zwar auf die Karlsberg AG, aber Hand aufs Herz, was Karlsberg später konnte, dürfte Donnerbräu schon länger gekonnt haben :-) Von Interesse ist der Ansatz von Frau Grant aber auch deshalb, da es hier um tatsächlichen, professionellen Export ging und nicht nur um den anfänglichen Kleinstversand bzw. private Mitnahmen.

Damit wäre Donnerbräu, dies ist aber nur eine Vermutung meinerseits, wohl nach Afrika (z.B. frz. Algier), Südamerika (z.B. frz. Guiana) und Asien (frz. Vietkong/Indochina) gelangt; durch französische Getränkevertriebe als Zwischenhändler.

   
 

Einschub, da dadurch die Aussage (s.o.) von P. Wagner gestützt wird : "... Renaissance der Walsheimer Brauerei im Bliestal. Durch die „Heimkehr" der Saarländer ins Reich 1935 begann der Niedergang einer Brauerei von Weltgeltung, die ihr Bier damals schon bis nach Südamerika und Asien verkaufte. Mit Beginn der Nazischwemme aus der Pfalz, die NSDAP verfügte 1935 an der Saar noch über keinerlei eigene Strukturen, brachen nicht nur die Märkte in Frankreich und seinen Kolonien für die Walsheimer Brauerei weg, es kam noch schlimmer. Sehr schnell fanden die Nazis heraus, dass der Hauptaktionär der Walsheimer Brauerei, Dr. Kanter eine jüdische Mutter hatte. Auf Betreiben der Nazis wurde der Jude Dr. Kanter als Vorstand gefeuert und durch einen „rassisch reinen?", linientreuen Parteigänger der Nazis ersetzt. "

"Mit einem Jahresbierausstoß, der Anfang der dreißiger Jahre bei etwa 300.000 hl lag, belieferte man nicht nur viele Teile Europas, sondern vor allem auch die damaligen französischen Kolonien. So trank man das beliebte Walsheim-Bier auch in Algier, Beirut, Madagaskar und sogar in einzelnen Großstädten Südamerikas."05a

Artikel der Linke Zeitung lesen

   

Um diesen Absatz zu beenden und die Inhalte von oben mehr oder weniger schlecht in einem Satz zusammen zu fassen.: die Brauereien des Saargebietes nach 1918 mussten sich schlicht damit abfinden, dass sie nun eher Teil Frankreichs, denn Teil des Deutschen Reiches, waren. Somit verschoben sich die Absatzmärkte hin zu Frankreich und dessen Kolonien.

 

nächstes Kapitel: 1898 bis zum 1. Weltkrieg: ABS, Actien-Brauerei Saarlouis und Aktien-Brauerei Saarlouis

 

 

Quellangaben:

  01 AUS: Seite „Brauerei“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Oktober 2009, 23:20 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brauerei&oldid=65164127 (Abgerufen: 4. Oktober 2009, 19:47 UTC)
  02a vgl. Schu und: SZ-Artikel "Beliebter Gerstensaft aus Saarlouis" von Frauke Scholl "... Oskar Tobias, Wilhelm Siegfried, Otto Schmidt, Else Schmidt..."; sowie IN: Verzeichnis der deutschen Aktiengesellschaften (1943 u. 44)
  02b vgl. Neunkirchen.de, KW 12
  02c vgl. Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, Band 49, Teil 3. Veröffentlicht 1944.
  02 Ergänzung P. Wagner [Son, 04.10.09]
  03 Chronik St. Ingbert
  04 Deutsprachige Wikipedia, Artikel "Karlsberg Brauerei", zuletzt zugegriffen am 04.10.2009.
  05 International directory of company histories, Band 41. Tina Grant. Verlag St. James Press, 2001. S.222.
  05a http://wapedia.mobi/de/Walsheim_(Gersheim), zuletzt zugegriffen am 09. Oktober 2009
  06 Benennung gesichert vor 1841; vgl. H. J. Schu, Seite 72
  06a vgl. Kriegsschicksale deutscher Architektur: Verluste, Schäden, Wiederaufbau ...‎ - Seite 1081von Hartwig Beseler, Niels Gutschow, Frauke Kretschmer - 1988
  07 vgl. Patrick Gross
  08 vgl. "Chronik der Stadt Saarlouis, 1680-1980: e. chronolog. Bericht über d. Entwicklung d. Festungsstadt", Autor H. J. Schu, Verlag Saarbrücker Druckerei u. Verl., 1980. ISBN 392164626X, 9783921646267, Länge 160 Seiten.
  08a "Die Presse des Saargebiets und ihr Kampf gegen die französischen Annexionsbestrebungen in den Jahren 1918 bis 1925", Eugen Wagner, Saarbrücker Druckerei und Verlag, 1933. Seite 39.
  09 vgl.: "Die Entwicklung der Karlsberg Brauerei, 1918-1992: vom einfachen Mittelstandsbetrieb zum Unternehmensverbund im Spiegel der Regionalgeschichte und im Vergleich zur Branchenentwicklung", Autor Claus Hoffmann-Güth. Verlag SDV, 1998. ISBN 3930843323, 9783930843329, Länge 413 Seiten.
  09a wie 09 - Seite 77 ff.
  09b Seite „Geschichte des Saarlandes“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. Oktober 2009, 13:27 UTC. URL aufrufen: (Abgerufen: 17. Oktober 2009, 05:05 UTC)
  10 vgl.: Schu s.o., "Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, Band 49, Teil 4" (Verlag Hoppenstedt, 1944) sowie "150 Jahre Stadt St. Ingbert (1829-1979) : eine Festschrift aus Anlass des 150. Geburtstages der Stadtverwaltung St. Ingberts", Autor Werner Hellenthal. Veröffentlicht 1979. und vgl.: SZ-Artikel "Beliebter Gerstensaft aus Saarlouis" von Frauke Scholl
  11 vgl. Aufzeichnungen Alfons Sohne
  12 AUS: Seite „Eichbaum-Brauereien“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. September 2009, 09:21 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eichbaum-Brauereien&oldid=64390344 (Abgerufen: 4. Oktober 2009, 19:55 UTC)
  13 vgl. SZ-Artikel "Als in Saarlouis noch Bier gebraut wurde", von Johannes A. Bodwing: "Dazu kamen Eiszubereitung, Fassschwenkhalle, Stallungen, Schreinerei, Maschinen- und Lagerräume." /VF
 

13a "Von der ländlichen Festungsstadt zur bürgerlichen Kleinstadt: Stadtumbau zwischen Deutschland und Frankreich : Landau, Haguenau, Selestat und Belfort zwischen 1871 und 1930". Band 49 von Geschichtliche Landeskunde, Peter Heil. Verlag F. Steiner, 1999. vgl. Seite 14: "Gleichzeitig war der sogenannte Bahnhof von Saarlouis jenseits der nicht überbrückten Saar im Nachbarort Fraulautern gelegen und nur schwer, auf jeden Fall ..."

  13b Seite „Dünger“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. September 2009, 09:52 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=D%C3%BCnger&oldid=64962110 (Abgerufen: 12. Oktober 2009, 15:06 UTC)
  14 Bildquelle: Das obige Bild ist ein Bierdeckelausschnitt vermutlich von Bierdeckelsammler.de. SZ-Zitat VF: "Aber nicht, weil das Wasser ... sondern der Preis".
  15 vgl. SZ Artikel "Beliebter Gerstensaft aus Saarlouis" von Frauke Scholl.
  16a vgl. 15: "Heute sind von der alten ... zu sehen."

 

 

   
     
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