Wieso eigentlich Bierdeckel? - denn dieser Deckel, deckelt doch meist gar nicht!
Der Bierdeckel (auch: Bierteller, Bierfilz, Getränkeuntersetzer, Bierglasuntersetzer (BGU), Werbeuntersetzer, Coaster) dient in der Regel als Unterlage für Biergläser und Bierkrüge. Runde Bierdeckel haben in Deutschland mit Stand 2009 standardmäßig, einen Durchmesser von 107 Millimeter, allerdings sind auch quadratische Bierdeckel verbreitet. Zudem kann man nicht von einem Normmaß sprechen, da individuell abweichende Bierdeckel jederzeit herstellbar sind. Bierdeckel sind dabei in der Regel 1,2 mm bis 1,5 mm dick und wiegen zwischen fünf bis zehn Gramm. Als Material wird, u.a. wegen der Saugfähigkeit des Materials, der guten Bedruckbarkeit und dem Herstellungspreis meist Pappe verwendet. Ältere Bierdeckel, wie man sie z.B. auf bierdeckelsammler.net findet, weisen hingegen meist ganz unterschiedliche Maße auf, was neben den unterschiedlichen Druckmotiven ein El Dorado für die Sammler darstellt. Doch wie kam es eigentlich zu den, manchmal als Fluggeschosse zweckentfremdeten, Deckeln? Der Ursprung liegt im 19. Jahrhundert, manchmal wird auch, je nach Quelle das Ausklingende 18. Jahrhundert genannt.
Die vermögenden Bürger tranken ihr Bier aus Bierseideln deren Deckel aus Zinn oder ganz nobel aus Silber bestanden. Der „einfache Mann“ hingegen griff zum schlichten Krug ohne Abdeckung. Als Untersetzer, denn das Problem mit Bierrückständen und Kondenswasser kannte man schon damals, dienten ursprünglich Filzstücke, die eine gute Saugfähigkeit aufwiesen und günstig zu beschaffen waren. Man sprach bei diesen Filz-Untersetzern vom Bierfilz. So weit so gut. Doch geht es hier nicht gerade vom Bierdeckel? Ein Deckel des Bieres also? Und nicht um einen Untersetzer? Nun, auch unsere Ahnen saßen ganz gerne bei entsprechendem Wetter draußen und genossen dort ihr Bier. Nun ist es nicht wirklich lecker, wenn das an sich schon gehaltvolle Bier um Proteineinlagen wie Insekten oder vegetarische Blattspezialitäten erweitert wird. Man benutzte früher den Bierfilz zum Abdecken des Bierkruges um solche Einlagen schlicht zu verhindern. Man deckte also mit dem Bierfilz Gläser und Krüge ab und erhielt durch Nominalisierung den Bierdeckel. Nun ist es aber so, dass die Bierfilze gemäß ihrem Verwendungszweck recht schnell feucht bis nass wurden und eine wahre Brutstelle für Bakterien darstellten. Dies wurde zudem dadurch noch gefördert, dass man die gebrauchten Bierfilze meist einsammelte und nicht etwa entsorgte, sondern wusch und zum Trocknen auslegte. Weder der Waschvorgang, es konnte in eiskaltem Wasser sein, noch das Lufttrocknen wiesen dabei auch nur den Hauch einer antibakteriellen Behandlung auf. Die ganze Angelegenheit war also recht unhygienisch. Und wie immer, wenn es irgendwo Missstände gibt, findet sich jemand, der eine pfiffige Idee hat.
1880 stanzte die „Kartonagenfabrik und Druckerei Friedrich Horn“ in Buckau bei Magdeburg Bierglasuntersetzer aus Pappe und bedruckte diese mit unterschiedlichen Motiven. 1892 wurde der Vorläufer unseres heutigen Bierdeckels, die so genannten Holzfilzplatten oder Faserguß-Untersetzer, von Robert Sputh aus Dresden erfunden.
Schließlich erfand Robert Sputh aus Dresden 1892 den Vorläufer des heutigen Bierdeckels, die so genannten Holzfilzplatten oder Faserguß-Untersetzer . Einem so genannten Bierteller-Automaten, der runde Bierdeckel mit einem Durchmesser von 110 mm und einer Dicke von vier bis acht Millimetern ausstieß, war keine lange Erfolgszeit vergönnt. Immerhin aber rund dreißig Jahre, von 1930 bis 1960.
BIERFILZE, WIE MAN SIE HEUTE NOCH KAUFEN KANN.
Der Bierdeckel, wie wir ihn heute noch kennen und benutzen wurde 1903 durch Casimir Otto Katz im damals großherzoglich-badischen Murgtal erstmals industriell aufgelegt und hergestellt. Verwendetes Material ist frisches Fichtenholz, dessen lange Fasern sehr saugfähig sind.
Aus den Baumstämmen wird ein Brei hergestellt, dem man dann Wasser entzieht.
Was aber bei aller Entwicklung geblieben ist, ist der Hauptzweck der Deckel. Das Kondenswasser, welches sich durch die meist wärmere Umgebungsluft an der Außenseite der kälteren Biergläser und Bierkrüge bildet und herunter läuft soll aufgefangen werden, genauso wie Bierrückstände, die denselben Weg suchen. Einmal soll die Unterfläche sauber bleiben und zum anderen soll mögliches Tropfen unterbunden werden.
Natürlich hat im Laufe der Zeit die Werbeindustrie auch die Bierdeckel entdeckt, wie auch die Brauereien und Gastronomen selbst. Denn wann kann man Menschen schon die eigene Werbung in noch entspannterer Atmosphäre präsentieren?
Ansonsten werden die Deckel auch für die Verbrauchs-Strichliste, zum Anschreiben und manchmal so gar als Postkartenersatz benutzt.
Zum Abschluss eine Kleinigkeit, da Deckel ja auch Druckmedien sind und wir ja eigentlich überall mit Impressumspflicht konfrontiert werden. Tatsächlich war die Anbringung eines Impressums auf den Bierdeckel bis in die 1950er Jahre absolut nichts ungewöhnliches, verschwand aber seltsamerweise im Laufe der 1960er Jahre fast völlig.
Durch die Impressumsangabe, kann man z.B. nachvollziehen, dass die Donnerbräu, zumindest in den Jahren 1935 bis 1944 ihre Deckel bezogen hatte von ‚KURPRINZ GROßSCHIRMA/SA’ sowie ‚Pappenfabrik „Kurprinz“ Großschirma.Sa.’.
teilbasierend: Daten entnommen aus: Seite „Bierdeckel“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. November 2009, 22:18 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bierdeckel&oldid=66988803 (Abgerufen: 22. November 2009, 22:07 UTC)
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