Der Brauer und der Esel
Ein Brauer, der auf Reisen ging,
ließ seine Frau alleine
und sprach: „Du bist solch süßes Ding
- und richtig treu ist keine.
Und war Paris seit Anbeginn
nicht stets ein Sündenbabel?
Drum mal ich Dir ein Eslein hin –
zwei Handbreit unterm Nabel.
Und wenn Du, Beste, Dich vermischt,
merk ich’s beim Wiedersehen.
Denn ist Dein Eselein verwischt,
dann ist’s um Dich geschehen!“
Der Brauer ging, der Hausfreund kam,
süß war und heiß sein Lieben.
Das Eslein, was nicht Wunder nahm,
war nicht intakt geblieben.
Jedoch der Freund, in jedem Sinn,
als Hausfreund praktikabel,
malt ihr ein neues Eslein hin –
zwei Handbreit unterm Nabel.
Nur einen Fehler offenbar
beging er, einen kleinen.
Wo dieses Esleins Sattel war,
da trug der erste keinen.
Der Hausfreund ging, der Brauer traf ein.
Das Weiblein sprach voll Schläue –
„Sieh Dein intaktes Eselein –
der Zeuge meiner Treue!“
Erst ward’s dem Gatten froh zu Sinn,
dann ward’s ihm miserabel.
Er schaute nämlich näher hin –
zwei Handbreit unterm Nabel.
„Dein Zeuge“ schrie er desperant,
„hat wahrlich nichts verschwiegen –
wer’s Eselchen gesattelt hat,
der hat es auch bestiegen!“
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