Entfestung
Solch ein Tor lädt niemandem zum gemütlichen Handel ein. Es schottet ab.
Danke Jutta Seibel für die Aufnahme.
Lassen Sie uns kurz innehalten und überlegen: Entfestung und ihre Probleme
Jetzt handelt der Text schon seit einigen Zeilen von der Entfestigung als logischer, klar nachvollziehbarer positiver Punkt. Dabei vergisst man gerne, dass dies aus unserer heutigen Sicht sicherlich gerechtfertigt ist und ignoriert dabei aber komplett, was sie für die Zeitzeugen bedeuten musste. Denn diese oder zumindest Teile dieser Zeitzeugen werden die Entfestigung als einen tief greifenden Wandel der Struktur der Stadt, des Gewohnten wahrgenommen haben und je nach Einstellung postiv oder negativ kommentiert und bewertet haben, aber auf jeden Fall versucht haben mit zu gestalten. Ein Vorgang, den man eigentlich in allen Städten die entfestigt wurden, so nachvollziehen kann.
Interessanter Weise wird auch von ganz unterschiedlichen Autoren aufgezeigt, dass es häufig zu teils massiven Widerständen vor Ort kam, die nicht selten mit recht "nostalgischen Kommentaren" über das Verschwinden der vertrauten Stadtstrukturen einhergingen. Es wäre schon als Wunder zu bezeichnen, wenn es Saarlouis besser ergangen wäre als Minden, Paris usw. Wobei die gleichen Autoren aber auch aufzeigen, dass gerade Industrielle und Wirtschaftler zu den innovationsfreudigen Bürgern gehörten (zumindest solange ihre Privatinteressen gewahrt wurden).
Da es aber unter Oskar Tobias die Gründung der "Actien-Brauerei Saarlouis" 1898 gab und die Entfestigung 1890 durchgeführt worden war, darf man wohl ohne größere Recherchen annehmen, dass sich zum Schluß die fortschrittlicheren Bürger durchsetzten. Wobei diesen in Form des amtierenden Bürgermeisters Joseph Titz, der das Amt vom 02.06.1877 bis zum 01.02.1904 begleidete, ein der Idee der Entfestigung sehr wohlgesonnener Mensch zur Seite stand, der Auf- und Ausbau der Neustadt, gem. dem Plan von Stübben, außerhalb der Gräben mit forcierte. Nach Hans Peter Klauk fallen in seine Tätigkeitsjahre die Enstehung von "Amtsgericht mit Gefängnis, Gymnasium, katholische Volksschule, Hospital, neues Postamt, Schlachthaus, Wasserleitung, Kanalisation, Bau der städtischen Kleinbahn und evangelische Volksschule".
Aufgreifenswert wäre mit Lage der Donnerbräu noch die Frage, ob die Stimmungen eher wegen der "intra-extra-muros"-Frage oder wegen der Zone "non aedificandi" hochkamen.
Eine reine Vermutung, basierend auf der Mehrzahl anderer Stadt-Entfestigungen, wäre die Zone "non aedificandi" (frz. Glacis) gewesen, also der Streifen rund um die Befestigungsanlagen, der unter Fortifikationsgültigkeit nicht bebaut werden durfte, bzw. bebaut sein durfte.
Denn hier trafen sehr häufig Privatinteresse auf stadtplanerisches Interesse - oder noch schlimmer war es, wenn ungeklärte Privatinteressen vorlagen.
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