|
|
Einleitung und erste Betrachtungen | 1898 bis 1914 | 1914 bis 1935 | 1936 bis 1945 | 1950 - 2009 | 2009
1. Weltkrieg und Weimarer Republik: Aufstieg und erste Übernahme
Donnerbräu AG Saarlouis im 1. Weltkrieg
Die OHL (Oberste Heeresleitung) des Kaiserreiches ging mit Kriegsbeginn von zahlreichen falschen Annahmen aus. Die prägnanteste und folgenschwerste war die Annahme, dass es wie 1870 ein kurzer Krieg würde. Aus diesem Grund wurde kein besonderes Augenmerk auf die Kriegswirtschaft gelegt und die Tatsache, dass man schon damals vom Import der unterschiedlichsten Güter abhänging war mehr oder weniger ignoriert.
Als es sich abzuzeichnen begann, dass der Krieg sich immer länger hinziehen würde, griff das OHL bzw. die enstprechenden Ministerien - 1914 Kriegsrohstoffabteilung - immer stärker in die Wirtschaft ein um kriegswichtige Bereiche sicher zu stellen. Fehlende Rohstoffe, vor allem durch die britische Seeblokade bedingt, führten zu Ersatzstoffen und Streckung der notwendigen Rohstoffe, für die es keine Ersatzstoffe gab. Zwangsbewirtschaftungsmaßnahmen nach 1914 taten ihr übriges.
Der Kohlrübenwinter, ausgelöst durch einen unerwarteten Einbrauch beim Kohleabbau und damit einhergehenden Problemen bei der Bahn, verschärfte die Situation zusätzlich.
Für die Brauerei kann dies keine angenehme Zeit gewesen sein, denn einerseits befanden sich viele Abnehmer an der Front und die Rohstoffe wurden knapp. Der Absatzmarkt lag aber auch wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und der Kaufkraft der Arbeiter mehr oder weniger am Boden. Besonders schmerzhaft waren die Notwendigkeit ausländisches Malz und andere Braukontingente hinzuzukaufen.
Es war eigentlich eine skuriele Situation: für Malz wurden Preise verlangt, die kaum zu bezahlen waren, während Hopfen in guter Qualität billig zu kaufen war. Ein echtes Dilema für eine Brauerei.
In wie weit oder überhaupt sich Donnerbräu, wie viele andere deutsche Brauereien bemühte, die Situation durch Lieferungen an die Heeresverwaltung und die Herstellung von alkoholfreien Getränken abzumildern, wurde nicht weiterfolgt. Wobei zumindest Lieferungen an die Heeresverwaltungen mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit anzunehmen sind, ebenso die Herstellung von Dünnbier.
nach 1918
Nach nicht unerheblichen Verlusten in der Inflationszeit steigert sich der Ausstoß der Brauerei (auf ca. 40.000 Hektoliter) wieder, Modernisierungen des Betriebes wurden durchgeführt.
Donnerbräu in der Weimarer Republik
Führen wir uns die Situation nach 1918 vor Auge: "Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg wurde das neugeschaffene und jetzt erstmals so genannte Saargebiet, bestehend aus dem südlichen Teil der Rheinprovinz sowie der Saarpfalz, dem Westen der bayerischen Pfalz, gemäß dem Versailler Vertrag (dort als „Saarbeckengebiet“ bezeichnet) vom Deutschen Reich getrennt. 1920 wurde es mit einem Mandat des Völkerbundes für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Die Grenzziehung orientierte sich dabei an den Wohnorten der Bergleute, die in den Kohlegruben der Region arbeiteten. Im Gegensatz zum heutigen Saarland gehörten der südliche Hunsrück (Schwarzwälder Hochwald) und der nördliche Saargau zwischen Saar und Mosel nicht zum Saargebiet. Wirtschaftlich war das Saargebiet von Frankreich abhängig; auch die Währung war französisch. Die Verhandlungen des Völkerbundes über zahlreiche Detailfragen schildert anhand von Quellen Walter Truckenbrodt aus der Sicht des Jahres 1941. 1935 sollte laut Vertrag eine Volksabstimmung über den künftigen Status stattfinden." 09b
Für das Saargebiet brachen mehr oder weniger viele etablierte Marksegmente weg, aber andererseits fehlten den deutschen Brauereien die früheren Möglichkeiten gleichermaßen. Ein Absatz auf der anderen Rheinseite war, um es vorsichtig zu formulieren, problematisch.
Die Wormser Werger-Brauerei AG löste dieses Problem recht elegant, in dem sie 1922 die Donnerbräu AG Saarlouis übernahm und damit auf der linken Rheinseite einen Fabrikationsstandort hatte, der zudem neue Absatzmärkte neben dem Saargebiet eröffnete - Frankreich und seine Kolonien.
Insgesamt kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die "Goldenen Zwanziger" für die Donnerbräu gut verlaufen sind, was man auch an den Arbeiterzahlen Donnerbräu 1924-29 erkennen kann.
Photo: Wegener Brauerei Worms - Flaschenprägung 1940
siehe auch: Depot: Wormser Flasche
Übernahmen der Brauerei
1922
Übernahme durch Wormser Werger-Brauerei AG (1929 Eichbaum-Werger-Brauereien AG); nach der im WWW publizierten Firmenchronik ging es der Werger-Brauerei um einen Absatzort auf der linken Rheinseite.
Historische Hintergrund: "Die alliierte Besetzung der linksrheinischen Gebiete nach Ende des Krieges 1918 schnitt der Brauerei jedoch einen wichtigen Absatzmarkt ab. Nur durch eine 1929 geschlossene Kooperation mit der Wormser Werger-Brauerei konnten Kunden auf der linken Rheinseite bedient werden. Diese Zusammenarbeit führte 1929 zu einer Fusion zur „Eichbaum-Werger-Brauereien AG“ mit Sitz in Worms."12 - sprich Werger brauchte Donnerbräu (oder irgendeine Brauerei im Saargebiet) und später brauchte wiederum Eichbaum Werger.
vgl. auch Artikel: Wormser Brauerei / Eichbaum-Werger Vollzitat
Eine der größten Neubauten in den 20er Jahren war die Entscheidung für die Wallerfanger Donnerborn-Quelle für den Brauprozeß.
"Aus dem hervorragenden Quellwasser des Donnerborn bei Wallerfangen erzeugen wir ..."
)14 "Nach 1920 kam dann noch die Erweiterung in Form eines Pumphauses hinzu, dass der Anlieferung von Wasser aus Wallerfangen diente."
Wieso denn Wasser aus Wallerfangen, werden Sie sich jetzt vielleicht zu recht fragen. Die Antwort hat einerseits mit der Wasserqualität zu tun, der Deckel spricht also schon die Wahrheit, aber auch mit dem Preis. Wasser aus Wallerfangen soll selbst mit Bau und Unterhalt des Pumphauses günstiger gewesen sein.
Sieht man sich eine recht neue Dokumentation der Quellen von Saarlouis an (z.B. bzgl. der Baumaßnahmen und Quellgutachten der Firma Hector) wirkt die ganze Sache übrigens nicht mehr ganz so seltsam, da mit Vergleich des ehemaligen Standortes der Brauerei, die Entfernung gar nicht mal so eklatant unterschiedlich sind. Gerade so direkt vor Ort, gab es keine Quelle. Also an einem Pumphaus wäre die Donner-Bräu doch nicht vorbeigekommen.
In diesem Zusammenhang erlaube ich mir folgende Anmerkung, die ich mit einem Zitat einleiten möchte. "Zwischen 1905 und 1908 entwickelte der Chemiker Fritz Haber die katalytische Ammoniak-Synthese. Dem Industriellen Carl Bosch gelang es daraufhin, ein Verfahren zu finden, das die massenhafte Herstellung von Ammoniak ermöglichte. Das Haber-Bosch-Verfahren bildete die Grundlagen der Produktion von synthetischem Stickstoff-Dünger,"13b. Den Verantwortlichen der Donner-Bräu müsste schon damals bewusst gewesen sein, dass die Quellen Richtung Lisdorf durch die dortige Ackerwirtschaft und das einsetzende Düngen nicht auf Dauer optimal sein würde. Vielleicht liegt also auch hier ein Grund der Entscheidungsfindung für Wallerfangen. Es ist aber reine Spekulation meinerseits und durch nichts bewiesen.
Und zum Schluß dieses Abschnittes noch ein kleiner Hinweis: "Donnerborn", "Donner-Born" steht für die Bezeichnung des Flurs, wie man der Seite 84 des Buches "Band 4 von Corpus signorum imperii Romani - Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier", P. von Zabern (1973) entnehmen kann. Und auch für die Quelle.
Anm.: Den Rodenern gab Wallerfangen die Gerber, die römischen Minen liegen auf Wallerfanger Bann, den Saarlouisern gaben sie das Wasser fürs Donner-Bier, der letzte Wolf wurde in Wallerfangen erlegt. Ich muss mich dringend mal ausführlicher mit der Wallerfanger Geschichte befassen.
In diesem Zeitabschnitt geschah es, dass die "Grüne Villa" grün wurde!
nächstes Kapitel: Donnerbräu AG Saarlautern im Dritten Reich und 2. Weltkrieg
Auf Klick - eine kleine Spielerei
Quellangaben:
|
01 AUS: Seite „Brauerei“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Oktober 2009, 23:20 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brauerei&oldid=65164127 (Abgerufen: 4. Oktober 2009, 19:47 UTC) |
|
02a vgl. Schu und: SZ-Artikel "Beliebter Gerstensaft aus Saarlouis" von Frauke Scholl "... Oskar Tobias, Wilhelm Siegfried, Otto Schmidt, Else Schmidt..."; sowie IN: Verzeichnis der deutschen Aktiengesellschaften (1943 u. 44) |
|
02b vgl. Neunkirchen.de, KW 12 |
|
02c vgl. Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, Band 49, Teil 3. Veröffentlicht 1944. |
|
02 Ergänzung P. Wagner [Son, 04.10.09] |
|
03 Chronik St. Ingbert |
|
04 Deutsprachige Wikipedia, Artikel "Karlsberg Brauerei", zuletzt zugegriffen am 04.10.2009. |
|
05 International directory of company histories, Band 41. Tina Grant. Verlag St. James Press, 2001. S.222. |
|
05a http://wapedia.mobi/de/Walsheim_(Gersheim), zuletzt zugegriffen am 09. Oktober 2009 |
|
06 Benennung gesichert vor 1841; vgl. H. J. Schu, Seite 72 |
|
06a vgl. Kriegsschicksale deutscher Architektur: Verluste, Schäden, Wiederaufbau ... - Seite 1081von Hartwig Beseler, Niels Gutschow, Frauke Kretschmer - 1988 |
|
07 vgl. Patrick Gross |
|
08 vgl. "Chronik der Stadt Saarlouis, 1680-1980: e. chronolog. Bericht über d. Entwicklung d. Festungsstadt", Autor H. J. Schu, Verlag Saarbrücker Druckerei u. Verl., 1980. ISBN 392164626X, 9783921646267, Länge 160 Seiten. |
|
08a "Die Presse des Saargebiets und ihr Kampf gegen die französischen Annexionsbestrebungen in den Jahren 1918 bis 1925", Eugen Wagner, Saarbrücker Druckerei und Verlag, 1933. Seite 39. |
|
09 vgl.: "Die Entwicklung der Karlsberg Brauerei, 1918-1992: vom einfachen Mittelstandsbetrieb zum Unternehmensverbund im Spiegel der Regionalgeschichte und im Vergleich zur Branchenentwicklung", Autor Claus Hoffmann-Güth. Verlag SDV, 1998. ISBN 3930843323, 9783930843329, Länge 413 Seiten. |
|
09a wie 09 - Seite 77 ff. |
|
09b Seite „Geschichte des Saarlandes“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. Oktober 2009, 13:27 UTC. URL aufrufen: (Abgerufen: 17. Oktober 2009, 05:05 UTC) |
|
10 vgl.: Schu s.o., "Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, Band 49, Teil 4" (Verlag Hoppenstedt, 1944) sowie "150 Jahre Stadt St. Ingbert (1829-1979) : eine Festschrift aus Anlass des 150. Geburtstages der Stadtverwaltung St. Ingberts", Autor Werner Hellenthal. Veröffentlicht 1979. und vgl.: SZ-Artikel "Beliebter Gerstensaft aus Saarlouis" von Frauke Scholl |
|
11 vgl. Aufzeichnungen Alfons Sohne |
|
12 AUS: Seite „Eichbaum-Brauereien“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. September 2009, 09:21 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eichbaum-Brauereien&oldid=64390344 (Abgerufen: 4. Oktober 2009, 19:55 UTC) |
|
13 vgl. SZ-Artikel "Als in Saarlouis noch Bier gebraut wurde", von Johannes A. Bodwing: "Dazu kamen Eiszubereitung, Fassschwenkhalle, Stallungen, Schreinerei, Maschinen- und Lagerräume." /VF |
|
13a "Von der ländlichen Festungsstadt zur bürgerlichen Kleinstadt: Stadtumbau zwischen Deutschland und Frankreich : Landau, Haguenau, Selestat und Belfort zwischen 1871 und 1930". Band 49 von Geschichtliche Landeskunde, Peter Heil. Verlag F. Steiner, 1999. vgl. Seite 14: "Gleichzeitig war der sogenannte Bahnhof von Saarlouis jenseits der nicht überbrückten Saar im Nachbarort Fraulautern gelegen und nur schwer, auf jeden Fall ..." |
|
13b Seite „Dünger“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. September 2009, 09:52 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=D%C3%BCnger&oldid=64962110 (Abgerufen: 12. Oktober 2009, 15:06 UTC) |
|
14 Bildquelle: Das obige Bild ist ein Bierdeckelausschnitt vermutlich von Bierdeckelsammler.de. SZ-Zitat VF: "Aber nicht, weil das Wasser ... sondern der Preis". |
|
15 vgl. SZ Artikel "Beliebter Gerstensaft aus Saarlouis" von Frauke Scholl. |
|
16a vgl. 15: "Heute sind von der alten ... zu sehen." |
|